Jazzwerkstatt Bern 2022

Die Jazzwerkstatt Bern geht in die 14. Runde! Ein Jahr Aussetzen bedeutet zwei Jahre Vorfreude. Auf den Austausch und das Teilen. Ideen teilen innerhalb neuer Bandkonstellationen, Erforschtes teilen mit dem Publikum und improvisierend von der Bühne aus weiter forschen.
Einige Uraufführungen werden zu hören sein: Hikikomori wird in der Werkstatt die Kompositionen Joana Aderis einproben und für das Publikum der Turnhalle erfahrbar machen. Wildbrush feat. Olga Reznichenko trifft in der Woche zum ersten Mal aufeinander und VXCDR | Plastiq und Chor übertragen Modul-Interaktionen in Synthesizern auf ein Vokalensemble, das im PROGR zum ersten Mal aufeinander treffen wird. Der Donnerstag verschreibt sich sechs Soloperformances, die Überraschungen versprechen, bevor es Sonntag mit dem Abschlusskonzert von Beyond w/ Bernhardt feat. Jelena Kuljic wieder voll auf der Bühne wird. Von der Eröffnung am Mittwoch mit der Berner Band Gyre bis zum sonntäglichen Abschluss wird es stilistisch wie gewohnt eklektisch, aber möglicherweise lauter als die Jahre zuvor.
Für das DJ-Booking kooperiert die Jazzwerkstatt Bern mit Radio Bollwerk, einem Gemeinschaftsradio, welches Avantgarde Clubmusik in der DNA trägt und nicht nur via Radiowellen sondern auch aus den Veranstaltungen der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Fünf DJ-Sets von Donnerstag bis Samstag versprechen unerwartet und großartig zu werden.

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mercredi 23 février 2022 - dimanche 27 février 2022

Organisé par: Jazzwerkstatt
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Jazzwerkstatt Bern 2022

Mittwoch 23. Februar

Turnhalle im PROGR Bern

GYRE (20 Uhr)

An der Jazzwerkstatt 2018 hörte Flo Hufschmid ein Konzert von Asmâa Hamzaoui & Bnat Timbouktou, eine marokkanische Gruppe, die Gnawa Musik spielte. Während des ganzen einstündigen Konzertes spielte die Band lediglich eine Handvoll unterschiedlicher Grundrhythmen. Diese aber schienen pausenlos in Bewegung zu sein, sie veränderten sich ständig minim, sie eierten, wurden schneller und langsamer. Die fliessenden, subtilen Veränderungen zogen Flo in ihren Bann und die Faszination hallte lange in ihm nach. Es ist die meditative Körperlichkeit in der Musik, nicht die spezifische Stilistik, der er seitdem mit seiner Band Gyre hinterher geht.
Nayan Stalder, dulcimer | Myslaure Augustin, p | Marc Mezgolits, b | Flo Hufschmid, dr

GYRE (20 Uhr)

Uneven Same (21.15 Uhr)

Schnörkellos kräftig spielt sich das Quartett leichtfüssig durch unterschiedlichste Klangfarben in lauten oder stillen Welten. Individuelle Tongebung wird konsequent in den Dienst der Gesamttextur gestellt. Gleichberechtigtes Saxophonspiel dominiert die energetischen und
gleichzeitig filigranen Interpretationen. Obwohl sie sich erst im Frühjahr 2021 für dieses Projekt formierten, besticht das Quartett bereits mit einem einzigartigen Bandsound. An der Jazzwerkstatt 2022 spielen Uneven Same Werke des Komponisten und Saxophonisten Thomas K.J. Mejer.
Manuela Villiger, sax | Silke Strahl, sax I Eva-Maria Karbacher, sax | Vera Wahl, sax

Uneven Same (21.15 Uhr)

Wildbrush feat. Olga Reznichenko (22.30 Uhr)

Der Frühling 2018, Zähneputzen unter sternklarem Himmel und die Vorliebe für Moondog bringen sie zusammen, die vier Musiker*innen aus Leipzig, London, Bolzano und Bern. In den Dolomiten sitzen sie ums Lagerfeuer, erzählen sich von ihrer von Punk, Italopop und Barockmusik geprägten Kindheit und braten Marshmallows. Heute gehören sie allesamt ins Panini Album des Europäischen Jazz. An der Jazzwerkstatt 22 trifft die Band auf die wunderbare Olga Reznichenko.
Damian Dalla Torre, sax | Benedikt Reising, sax | Olga Reznichenko, keys | Ruth Goller, b I
Andrea Polato, dr

Wildbrush feat. Olga Reznichenko (22.30 Uhr)

Donnerstag 24. Februar

Turnhalle im PROGR Bern

SEBASTIAN BÄTTIGS ULME

Im antiken Griechenland wurden der Ulme heilende Kräfte nachgesagt. Im hohen Norden glaubte man, dass ein Teil der Menschheit aus
dieser Pflanze stamme. Wir glauben, dass Sebastian Bättig einen tollen Baum abgeben würde. Seine Musik ist ein wunderbar einlullendes
Geflecht verästelter Klänge, das Rauschen der Wipfel im Gitarrenamp, der Tanz der Würmer zwischen Wurzeln und Jack-kabeln, ab und zu ein einschlagender Blitz.
Sebastian Bättig, g

SEBASTIAN BÄTTIGS ULME

Liz Cosack

Badetag im Universum. Zischendes Wasser, heisser Dampf. Ein einzelner Gedanke tropft aus dem Hahn, Kabel verstopfen den Siphon. Klares Wasser fliesst über den Kopf, ein Buch in der Hand. Melodische Kaskaden übertosen die Zweifel. Inmitten eines Beckens voller Synthesizer, Liz Kosack „the janitor of the cat empire.“
Liz Kosack, synth

Liz Cosack

Marc Stucki

Marc Stucki sitzt in einem verlassenen Studio und lauscht den Playbacks seiner von Ultrakurzwellen geprägten Jugend. Alte Transistoren rauschen vergeblich auf der Suche nach lebenden Frequenzen. Auf Kanal Eins ertönt sein eigenes Saxophon.
Marc Stucki, sax, analog radios

Marc Stucki

Steffi Narr

In den 80er Jahren hätte sie vermutlich Sci-Fi Filme gedreht: Irrsinnig viele Schläuche und Röhren, die die Flucht behindern. Ein tiefes Brummen, entweder von einem nicht geerdeten Toaster oder einer grösseren Bedrohung. Pfeiffen apokalyptischer Rotorblätter und Staub in
der Luft. Blinkende Schalttafeln und die strahlende Heldin, die das alles mit unfassbarer Nonchalance im Griff hat.
Steffi Narr, g

Steffi Narr

NÂR

Glocken, Stimme und Strom. Nadia Daou befindet sich in ständiger Metamorphose. Manchmal klingt es fast wie Musik. Manchmal tönt es wie die Frühschicht im Eisenwerk. Wie Mantras wiederholt sie bruchstückhafte Texte auf Arabisch, dann wieder deklamiert sie ein Gedicht von Sylvia Plath. Ihre Musik ist abrasiv und zerbrechlich. Daous Referenzen gehen einmal rund um den Globus. Was man von NÂR erwarten sollte? Am besten alles und gar nichts.
Nadia Daou, voc, electronics, bells

NÂR

REA

Bei REA ist das ganze Jahr über Herbst, mit viel Licht, klarer Luft, Nebel über der Aare, dem ganzen Brimborium. Herbst der nach Freiheit duftet und Farben, die lachen. Sprechende Füchse Standardausrüstung. REA versteht es mit 110 Dezibel Stille zu vertonen. Sie betritt den Kreis und sagt: „Es ist zu schön ich zu sein.“ Wir glauben ihr.
Rea Dubach, voc, electronics

REA

DJ Split

Freitag 25. Februar

Turnhalle im PROGR Bern

Hikikomori (20 Uhr)

Spätestens seit dem ersten Schultag kennen wir die Frustrationen, die Gruppen mit sich bringen. Wir müssen uns auf andere Menschen beziehen. Wir wollen dazugehören, irgendwo, bei irgendwem. Selbst die, die von sich sagen, sie wären gern allein, definieren sich, indem sie sich abgrenzen. Der Einzelne existiert eben nicht allein, sondern nur unter Vielen. In Hikikomori vertont Joana Aderi das tägliche Ringen um unseren Platz und das ebenso tägliche Scheitern an der Gruppe. Sich einzureihen bedeutet immer auch eine Kränkung unserer narzisstischen Zuwendungserwartungen.
Wie klingt der entthronte Narzisst in uns? Und wie klingt die Angst, an der wir reihenweise erkranken, die Angst, nicht zu genügen? Aderi nähert sich dem eigentlich düstern Thema mit viel blauer Seele, aber ebenso viel Leichtigkeit und der Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Musik zum Rückzug aus der Gesellschaft.
Bruno Amstad, voc | Julia Neumann, voc | Andel Strube, recorder | Andreas Tschopp, recorder, tb I Pablo Giw, tp | Pia Miranda Francis, tb | Marc Unternährer, tuba | Vincent Membrez, synth I Vincent Glanzmann, dr | Joana Aderi, electronics, comp

Hikikomori (20 Uhr)

4art (21.15 Uhr)

Mehr ist mehr, dachten sich die beiden Pianistinnen Judith Wegmann und Marlies Debacker wohl. Nachdem sie bereits auf einer Kölner
Bühne festgestellt hatten, dass ihre musikalischen Herzen füreinander schlugen und sie fortan gemeinsame Sache machen würden, doppelten sie einige Zeit später mit dem Duo Nachtschattengeräusche nach. Seither fischt das Double-Fun-Quartett in den Tiefen von Klang und Raum nach Momenten voller Poesie und Augenblicken, die man am liebsten an die Wand nageln möchte. An der Jazzwerkstatt 22 taufen die vier Improvisator*innen ihr eben erschienenes Album Things In Between.
Judith Wegmann, p | Marlies Debacker, p I Nicolas Wolf, dr | Lukas Briner, dr

4art (21.15 Uhr)

13 Year Cicada (22.30 Uhr)

Mit Drums, Bass, Synth und Sampler hat sich das Berliner Trio 13 Year Cicada verpflichtet, dem ganz alltäglichen Wahnsinn eine musikalische Form zu geben. Bedingung ist, dabei so viel Spass wie möglich zu haben. Das Resultat klingt nach Math, Pop oder einer verglitchten Version des ZDF Fernsehgartens, bespritzt von einer Schlammkanone. Ihr letztes als Four Track Mind erschienenes Release sind zwei Geschwistertracks in denen es um das Mantra LangLangKurzLangKurzLang - LangKurzKurzLangLangKurz und die Apokalypse geht.
Philip Theurer, dr, sampler | Christopher Hotti Böhm, b, sampler | Zooey Agro, voc, keys, sampler

13 Year Cicada (22.30 Uhr)

Graue Kreide / Amygdala

Für das DJ-Booking kooperiert die Jazzwerkstatt Bern mit Radio Bollwerk, einem Gemeinschaftsradio, welches Avantgarde Clubmusik in der DNA trägt und nicht nur via Radiowellen sondern auch aus den Veranstaltungen der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Fünf DJ-Sets von Donnerstag bis Samstag versprechen unerwartet und großartig zu werden.

Samstag 26. Februar

Turnhalle im PROGR Bern

VXCDR Plastiq und Chor (20.00 Uhr)

Plastiq verschwört sich dem Moment, denn ihre Musik ist durchweg frei improvisiert. Aus dem Spiel mit Beats, Stimmen und Tasten formen sie Tracks, die so zum ersten und einzigen Mal erklingen. Hierbei sind Räume, Publikum und Kollaborateur*innen wechselwirkend verantwortlich für das, was entsteht. Plastiq erforscht die Schnittstelle von synthetisch und akustisch, von Musik, Video, Performance und Theaterraum. Für die Jazzwerkstatt lädt Plastiq Musiker*innen aus der Schweiz, Polen und Deutschland zu einem Experiment ein. Inspiriert durch Kompositionen für Modular- Synthesizer, fasziniert von der Eigenwilligkeit von Modul-Interaktionen, wird die „Arbeitsweise plastiq“ auf ein Vokal-Ensemble übertragen. Plastiq und Chor decodieren und improvisieren das Knarzen, Blubbern, Rauschen, die unendlichen Loops dieser Musik allein mit ihren Stimmen.
Raphaela Andrade, voc | Lena Geue, voc | Claire Huguenin, voc I Alex Rodriguez Lazaro, voc
Luka Lenzin, voc | Katarina Poklepovic, voc I Michele Quadri, voc | Piotr Zabrodzki, voc

VXCDR Plastiq und Chor (20.00 Uhr)

Kid Be Kid (21.15 Uhr)

Kid Be Kid ist die one-woman-band der 20er Jahre. Hilfsausdruck, die Musik dieser Ausnahmemusikerin, Sängerin und Produzentin einfach als alternative oder futuristic R&B zu bezeichnen. Die Berliner Universalgelehrte schafft es, eine punkige Herangehensweise mit jazzigen Arrangements und barocken Schnörkeln zu vermischen. Mit Piano, Syntheziser, Beatboxing und Stimme reisst sie jeden Genrezaun nieder und erschafft eine Musik, die tief berührt. Nach ihrem prophetisch betiteltem Solodebut Sold Out ist Kid Be Kid nun mit Lovely Genders zu Gast an der Jazzwerkstatt.
Kid Be Kid, voc, p, synth

Kid Be Kid (21.15 Uhr)

So Beast (22.30 Uhr)

«So Beast sind Katarina Poklepovic und Michele Quadri, beides Produzent*innen, Beatmaker, {...} die in der Nähe von Bologna auf dem Land
leben...» lese ich im offiziellen Bandtext des Duos und augenblicklich entspannt sich der Nacken und ich bekomm Hunger. Doch nix mit dolce
far niente, denn So Beast sind „energiemäßig das krasseste was ich je gesehen habe“ (quote Z.A.). Ihre Musik bedient sich bei psychedelischen Klängen, Pop, Punk, Noise-Avantgarde, Rap und zeitgenössischer Weltmusik, lässt sich aber auf keine dieser Schubladen zu sehr ein. Experiment und Umwälzung definieren die Grundpfeiler ihrer Existenz.
Katarina Poklepovic, voc, synth, sampler I Michele Quadri, g, perc, sampler

So Beast (22.30 Uhr)

400 Jasa / Karaba

Für das DJ-Booking kooperiert die Jazzwerkstatt Bern mit Radio Bollwerk, einem Gemeinschaftsradio, welches Avantgarde Clubmusik in der DNA trägt und nicht nur via Radiowellen sondern auch aus den Veranstaltungen der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Fünf DJ-Sets von Donnerstag bis Samstag versprechen unerwartet und großartig zu werden.

Familienkonzert

Turnhalle im PROGR Bern

So Beast

Jazzwerkstatt Bern & bee-flat präsentieren:
Für alle, die Samstag Abend schon im Piji stecken, für alle die immer noch da sind und für alle anderen sowieso: So Beast spielen noch einmal bei Tageslicht.
Verschrobener Elektro-Pop, Autotune, 80er-Jahre-Synths: Der Sound des Duos So Beast – bestehend Katarina Poklepovic und Michele Quadri – ist modern und nostaligisch zugleich, was man auch ihrer Heimat Bologna zuschreiben kann: Museale Tradition und eine unkonventionelle Subkultur charakterisieren die Student*innen-Stadt. Mit Einflüssen aus Pop, Punk, Noise und Rap, stets versehen mit einem charakteristischen, psychedelischen Hall, versteht sich die Musik des energetischen Duos als Experiment. Ein Experiment, das alle Gliedmassen zum Off-Beat zucken lässt. Katarina Poklepovic (voc, synth, elec) I Michele Quadri (g, perc, elec)

Über die Familienkonzerte bei bee-flat: Live-Konzerte für Kinder und erwachsene Begleitpersonen: das gibts bei bee-flat im PROGR einmal monatlich an einem Sonntagnachmittag. Renommierte Musikerinnen und Musiker aus der Schweiz und der ganzen Welt spielen auf für drei- bis 15-Jährige. Preis, Lautstärke und das Angebot an der Bar werden angepasst!

Hinweis: Tickets für dieses Konzert sind über bee-flat (Petzi Vorverkauf) erhältlich.

So Beast

Sonntag 27. Februar

Turnhalle im PROGR Bern

Beyond w/ Bernhardt feat. Jelena Kuljic (20 Uhr)

Die Theaterkomponistin und Elektronikerin Friederike Bernhardt wurde ursprünglich von den stilistisch vielseitigen Musiker*innen des
Ensembles angeworben, um durch ihre elektronischen Eingriffe das klangliche Spektrum
der Gruppe zu erweitern. Wenig später wusste niemand mehr wo oben und unten ob Huhn oder Ei ... Das Ensemble wird gesamplet, verfremdet, trifft auf rein elektronische Elemente und findet in der Verflechtung mit live erklingenden Instrumenten zu einer neuartigen Gesamtheit. Zu einer Premiere der besonderen Art kommt es an der Jazzwerkstatt 22 wenn obendrein die Sängerin und Schauspielerin Jelena Kuljić mit Beyond w/ Bernhardt. zum ersten Mal live als Band zusammentritt und die gegenläufigen Kräfte in einer offenen Dynamik des Gebens und Nehmens am durchdringenden melodiösen Kern des Ensembles rütteln. Beyond all, indeed.
Friederike Bernhardt, synth, electronics I Neasa Ní Bhriain, vla | Antonia Hausmann, tb
Damian Dalla Torre, bcl | tba, g I Markus Rom, g | Lorenz Heigenhuber, b I Jan Roth, dr | Jelena Kuljić, voc, text

Beyond w/ Bernhardt feat. Jelena Kuljic (20 Uhr)

OTTO (21.15 Uhr)

Alle drei Musiker*innen von Otto spielen die gleichen Instrumente: Tapan, eine bulgarische Trommel mit nur zwei Tönen, sowie Metallperkussion (Gong, Bronzeplatte). Das gewollt minimalistische Instrumentarium unterstreicht die allmähliche Entwicklung in Ottos Musik. Traditionelle bulgarische Rhythmen verweben sich mit Improvisationen und die subtilen Variationen der Klangfarben und Rhythmen münden in einen transzendenten Zyklus.
Pol Small, tapan, metallic perc | Gabriel Valtchev, tapan, metallic perc I Camille Émaille, tapan, metallic perc

OTTO (21.15 Uhr)