One Of A Million Festival 2023
Während mehreren Tagen lädt das One Of A Million Musikfestival – kurz OOAM – Besucher*innen zu einer musikalischen Entdeckungsreise ein.
Das Festival nutzt die Stadt Baden als Bühne, damit Musik in den stimmungsvollsten und speziellsten Orten erlebt werden kann. Das Festival beherbergt die nationalen und internationalen Künstler*innen von morgen.
Der Festivalpass ist für alle Konzerte gültig, inkl. dem Spezialkonzert von Moritz Fasbender in der Villa Boveri.
Es gibt auch am OOAM 2023 wieder die eintrittsfreien Stadtkonzerte in unterschiedlichsten Spielorten in ganz Baden. Mehr dazu auf unserer Website.
Das Abendessen im Ohne ist nicht im Festivalpass inbegriffen.
Das Musikprogramm 2023 mit:
Able Noise | Alice Boman | Baby Volcano | Baby's Berserk | Bipolar Feminin | Casanora | CHACHO&FRIENDS | Citron Citron | Cori Nora | DJLaska | David Caspar | Deliluh | Dennis Kiss | Edna | ENVSRL | Faizal Mostrixx | ĠENN | Grove | KCIDY | Les Trucs | Listening Sessions | Luna Oku | Martina Berther | MC Yallah x Debmaster | MDC III | Midnight Snack Collective | Mnevis | Monte Mai | Moritz Fasbender | Perrine 3000 | Preoccupations | Rolf Blumig | Rozi Plain | Scalping | sellyourmania | Sophia Djebel Rose | The Cool Greenhouse | URGES | ZINN
Zu den Eintrittspreisen:
Das OOAM möchte Menschen mit unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten einen Zutritt zu unserem Festival bieten.
Daher gibt es für Abendtickets jeweils drei Preisstufen, die nicht an gewöhnliche Bedingungen für eine Reduktion (wie zB. AHV/IV/Legi) gebunden sind.
Wir hoffen, dass ihr nach euren Möglichkeiten ein Ticket kauft und für so viel, wie euch ein Festivalbesuch – inklusive unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, professionellen Musiker*innen, Ton- und Lichttechniker*innen und Veranstaltenden – Wert ist. Wir sind uns bewusst, dass wir ein exklusives Festival veranstalten und wollen trotzdem versuchen, es möglichst zugänglich für viele zu gestalten.
Menschen ohne finanzielle Möglichkeiten und mit einem N-, F- und S-Ausweis können sich per Mail an pr@ooam.ch wenden. Gemeinsam finden wir eine Lösung.
Samstag, 4.2.
Preoccupations (CA)
Weil die Band Women für mich eine Offenbarung war, insbesondere ihr 2010er-Album «Public Strain», war ich so gespannt, als ich fünf Jahre später auf die Platte «Viet Cong» von Preoccupations (ehem. Viet Cong) stiess – weil da ebenfalls Sänger und Bassist Matt Flegel mitwirkt. Tatsächlich, der «shoegazige» Post-Punk der vier Kanadier traf meinen Geschmack, und ebenso den Nerv der Zeit: Im selben Jahr veröffentlichten beispielsweise auch Ought ihr tonangebendes Oeuvre «Sun Coming Down» oder die Gilla Band (damals noch Girl Band) ihr Debüt «Holding Hands with Jamie». Womit die Preoccupations stilistisch eindeutig verortet und von Gitarrenmusikverehrer*innen durstig erwartet werden dürften.
– Fabienne Schmucki
The Cool Greenhouse (UK)
«Wer sich für Postpunk interessiert, kommt um diese coolen Londoner nicht herum», schrieb das Palace St.Gallen, als The Cool Greenhouse letztes Jahr dort ihr erstes Konzert in der Schweiz spielten. «The Cool Greenhouse, my new favourite post-everything existential music happening. Hooray!» meint ihr berühmtester Fan Henry Rollins (Sänger der US-Punk Band Black Flag). Was Tom Greenhouse solo mit seinem wilden Sprechgesang und Drumcomputer startete, ist zu einer ganzen Band angewachsen. Und sie haben gerade ihr zweites Album «Sod’s Toastie» veröffentlicht. Darauf sarkastische Themen, denn Stillstand gibt es nicht. Farbig, schnell breitet sich die Bilderflut aus in eine kunterbunte Apokalypse und die Digitalwelt flimmert. Der Alltag eingewickelt in schillernde Bonbonpapierchen und die lobenden Worte nehmen nicht ab, wie zum Beispiel der Musikblog «Louder Than War» schreibt: «The only “Sprechgesang” Band that matters.»
– Lorena Lou Messmer & Fabian Mösch
CHACHO&FRIENDS (CH)
Garage-Rock aus dem Schlafzimmer: Chacho probiert aus, setzt zusammen, es scheppert und treibt, es hallt und es möchte raus. Raus in die Welt, aus der Kammer auf die Bühne. Gemeinsam mit ihren Friends wird die Musikerin aus Vevey ihren DIY-Sound im Raumfahrtkeller der Villa Langmatt zum ersten Mal in der Deutschschweiz vorstellen.
– Eliane Hofstetter
Freitag, 10.2.
Mnevis (CH)
Wenn es von der Bandgründung bis zum ersten Album zehn Jahre dauert, scheint Zeit in dieser Band entweder gar keine Rolle zu spielen – oder eben erst recht. Für Mnevis gilt wohl letzteres: Die Jugendfreunde und Ausnahmemusiker Mario und David Hänni, «Luki Wäber Luki» sowie Thomas Fehlmann schreiben zeitlose (Pop-)Songs, die sich doch immer irgendwie zur Zeit verhalten. «Move» konfrontiert und verdrängt sie, «In Orbit» lässt sie wieder und wieder zurückkehren, «No Gravity» löst sich gänzlich von ihr. Die Songs sind konkret und verworren zugleich, können unauffällig durch den Tag begleiten oder vollends einnehmen; mit unerwarteten Akkordwechseln, eingeschobenen Rhythmen, rätselhaften Geräuschen.
Die Musik von Mnevis ist so ereignisreich, wie sie gerade gehört werden will. In diesem Sinne ist auch der Titel des aktuellen, zweiten Albums programmatisch: «The Course Of Events» – er ist, was du draus machst. Vielleicht ringen Mnevis dem Lauf der Dinge bald ein neues Album ab? Gemunkelt wird’s.
– Donat Kaufmann
KCIDY (FR)
Wie aus der Zeit gefallen scheint KCIDYs Album «Les gens heureux» – dabei hat die französische Künstlerin Pauline Le Caignec schon zwei Metamorphosen hinter sich: Von anglophonem Synthiepop wechselte sie zum französischen und zur experimentellen Elektronik, um jetzt bei einem faszinierenden neuen Sound zu landen, der Spuren all dessen enthält; und dazu noch von Gitarrenpop, Kraut, ja vielleicht sogar von Johann Sebastian Bach und Françoise Hardy geprägt ist. Eine Musik mit vielstimmigem Gesang, Orgel-, Synth- und Flötentöne, verdrehten Melodien und rhythmischen Extravaganzen.
– Fabian Mösch
Mittwoch, 15.2.
Alice Boman (SE)
Wiedersehen mit Alice Boman! Die schwedische Singer-Songwriterin aus Malmö dokumentiert mit dem Schreiben von Liedern ihre innersten Gefühle wie Sehnsucht oder Wehmut. Zumeist an Tasteninstrumenten und mit einer Stimme zwischen Kate Bush und Adrienne Lenker (Big Thief), geht die Musik der Schwedin ungemein tief. Auf ihrem siebten Album «The Space Between» treibt sie ihre intime Verwunschenheit weiter voran. Kein Wunder, kann mensch bei ihren sehr direkten Songs nicht nicht zu hören.
– Céline Werdelis
Monte Mai (CH)
Grenada meets Svizzera: Nur schon die ländertechnische Komponente der englisch-schweizerischen Kombi von Anaïs Schmidt, Fabio Pinto und Fabio Besomi lässt aufhorchen. Aber hier geht’s ja im Endeffekt um die Musik, und die verpackt Organisches wie Stimmen und Saiten mit Elektronischem punkto Beats oder Synthies. Das Resultat sind betörende Melodien, die auf ausgefeilte Rhythmusstrukturen treffen, einerseits kühl und distanziert, andererseits warm sowie nah. Oder in a nutshell: ungemein fresh!
– Stoph Ruckli
Scarlett O'Hanna (BE)
Was haben die Alternative-Rockband Wilco und die experimentierfreudigen Schwestern Sierra und Bianca Casady aka CocoRosie gemeinsam? Nein, wir meinen hier nicht etwa Amerika, die Rede ist vielmehr von Scarlett O’Hanna. Für beide Bands stand die in Brüssel lebende französisch-griechische Singer-Songwriterin schon als Support Act auf der Bühne und das will was heissen. In diesem Fall: Eine Wahnsinnsstimme, die wie auf «Gone for Pearls» nicht mehr als ein Schnippen und Klopfen braucht. Aber auch in Kombination mit Gitarre und Schlagzeug (welche die Multi-Instrumentalistin selbst einspielt) absolut hörenswert ist.
– Valérie Hug
Ailbhe Reddy (IE)
Die klare Stimme von Ailbhe Reddy verzaubert ab dem ersten Ton. Ob in langsamen Hühnerhaut-Songs oder vermeintlich fröhlichen Indie-Pophits, die Melancholie ist eine stetige Begleiterin. Dann nehme mensch noch Perkussion und Gitarre hinzu, und mehr braucht’s auch gar nicht. Das wird schaurig schön.
– Eliane Hofstetter
Donnerstag, 16.2.
Able Noise (NL/GR)
Einatmen, ausatmen, bereit machen für einen tiefen, intimen Trip in die Ohren, die mit Seelenbalsam gespült werden. Das Baritongitarre- und Schlagzeug-Duo Able Noise aus Den Haag und Athen schafft es durch den Einsatz von Stimmen, Tonbändern und alternativen Spielweisen auf einzigartige Weise, sich den akustischen und ästhetischen Gegebenheiten des Raums anzunehmen. So auch im Badener Limmatsaal für ihr erstes Konzert in der Schweiz. Alex Andropoulos und George Knegtel spielen einen Post-Rock, der sich im Rückzugstempo in die Gehörgänge schleicht, dort die Synapsen festzurrt und fein säuberlich mit Mäscheli verpackt.
– Fabian Mösch
Faizal Mostrixx (UG)
Zeitgenössischer Tänzer, Choreograf, Musikproduzent: Faizal Mostrixx bringt gleich ein paar Talente zusammen. Kein Wunder, wurde das renommierte Label «Glitterbeat Records» aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Der ugandische Künstler vermischt elektronische Klänge mit Baganda-Rhythmen und performt über diese seine eigens einstudierten Tanz-Choreografien. Eine junge Speerspitze des Afrofuturism und ein faszinierender Botschafter der rasant wachsenden Musikszene Kampalas – unbedingt auszuchecken!
– Stoph Ruckli
Baby Volcano (CH/GT)
Baby Volcano ist das fulminante Musikprojekt der Tänzerin und Performancekünstlerin Lorena Stadelmann. 2021 erschien ihre Debüt-EP «Síndrome Premenstrual»: sechs Songs, situiert entlang dem Ende der Welt, betrachtet von einem immer wieder anderen Ort im (weiblich gelesenen) Körper: Uterus, Herz, Lunge, Solarplexus, Kehle und Haut – all ihnen ist ein Song und ein Blick in die Welt gewidmet. Beschwörend bis aufgedreht tanzt Lorena Stadelmann französische und spanische Texte über schwere Beats und trägt diese mit ihrem Flow unermüdlich vorwärts. Bis sie diese mal wieder durch den Bitcrusher drückt und zu Granulat zermalmen lässt, um sie anschliessend wie Dünger über den Boden zu streuen, wo bald ein neuer Teil zu wachsen beginnt. Eine Parabel für den Beginn nach dem Ende?
– Donat Kaufmann
Grove (UK)
Kollegin Fabienne Schmuki schreibt irgendwo auf dieser Website: «Was schwimmt wohl im Wasser des Flusses Avon, dass Bristol dermassen viele aussergewöhnliche Bands hervorbringt?» Diese Frage darf, ja muss auch bei Non-Binary-Artist Grove gestellt werden: Die Musik bewegt sich in der Schnittmenge von Hip-Hop, Electro, Clubmusik – «and beging a big gay head», wie Grove als Stilbezeichnung angibt. Andere Quellen fügen auch Genres wie Punk, Dub und Dancehall hinzu, letztere beide als Referenz zu Groves jamaikanischen Wurzeln. Das zuletzt erschienene Album «Queer + Black (Big + Bad Edition)» fasst diese Black Working Class Feminist Music denn bestens zusamment. Ready to futurist-rave?
– Stoph Ruckli
Freitag, 17.2.
MDC III (BE)
MDC III sind unermüdliche Wahrheitssucher, die etwas Transzendentales anstreben. Etwas, das für Worte zu gross ist. Die verfügbaren Optionen – philosophisch, stilistisch, temperamentvoll – sind endlos. Das Ergebnis ist vieles auf einmal, aber stets verbunden. Wild variierende Farben, Klänge, Texturen, Rhythmen und Stimmungen laden so ein, Teil eines grosszügigen, schillernden Ganzen zu werden.
– Céline Werdelis
Scalping (UK)
Was schwimmt wohl im Wasser des Flusses Avon, dass Bristol dermassen viele aussergewöhnliche Bands hervorbringt? Portishead, Massive Attack, Idles, BEAK>, Flying Saucer Attack, um nur deren einige zu nennen. Seit April dieses Jahres gesellt sich ein weiterer Name zu dieser illustren Gesellschaft: Die vierköpfige Band Scalping verwebt auf ihrem Debüt «Void» Noise, Techno und Hardcore in- und miteinander. Temporeich und bedrohlich kombiniert das Quartett Gitarren- und elektronische Musik, aber auch mit urplötzlichem Quasi-Innehalten bei 70 bpm. Das ist launisch und immens packend, vor allem, weil sie ihre Sets als fortlaufenden Fluss gestalten, bei dem das Publikum mitschwimmen muss.
– Fabienne Schmucki
Rozi Plain (UK)
Wie weit die Realität entfernt scheint, in die Rozi Plain vor 15 Jahren ihr erstes Album hinein veröffentlichte: Mit Barack Obama wurde gerade die progressive Hoffnung in das US-Präsidentenamt gewählt, und wir haben’s nicht via Instagram erfahren, weil es das gar noch nicht gab. So radikal sich seither vieles zu verändern schien, so beständig veröffentlichte Rozi Plain in dieser Zeit diese zuversichtlichen, intimen Folk-Pop-Alben. Mit stoischer Gelassenheit umarmen diese wärmenden Song aufkeimende Nervosität und Zukunftsängste. Und Zeilen, die in anderem Kontext zynisch daherkommen, gewinnen mit Rozi Plain an beruhigender Qualität: «It will be reported to be: A difficult year, a tumultous year» singt sie zu Beginn des Albums «Friend». Und instantly stellt sich die Frage: stimmt, sagen wir das nicht jedes Jahr?
– Donat Kaufmann
MC Yallah & Debmaster (KEN/FR)
Aus der Zusammenarbeit dieser beiden Künstler*innen ist das Album «Kubali» entstanden. Stillsitzen beim Anhören ist unmöglich, die eindringlichen Beats treiben alle bösen Geister aus. «Mit seinem spartanischen Sound bringt «Kubali» vieles zusammen, was meistens getrennt gedacht wird: Die Aggressivität von Grime, das morbide Grundgefühl von Gqom, die Wucht von Produktionen aus Atlanta und ein Gefühl von widerspenstiger Aufbruchsstimmung», feiert die «Spex» (we miss you) dieses erste Album, das aus der Zusammenarbeit des in Berlin wohnenden französischen Produzenten Debmaster und der in Kenia lebenden ugandischen Rapperin MC Yallah entstanden ist. Yallah Gaudencia Mbidde, wie sie mit bürgerlichem Namen heisst, zählt seit fast zwei Jahrzehnten zu den bekanntesten ostafrikanischen Hip-Hop-Künstlerinnen. Ihr ultraschneller Sprechgesangsflow in den beiden Bantusprachen Kiswahili und Luganda verzahnt sich mit den kargen Beats und mächtigen Bässen von Debmaster, die sich mal mit grobkörnigen Field Recordings reiben oder von stählernen Trap-Beats geschärft werden. Der fast schon mantrahafte, beschwörende Sprechgesang der Rapperin MC Yallah tut ihr Übriges: Der Dancefloor wird zum kollektiven Ritual, wo mensch alles Vergangene abschütteln kann.
– Eliane Hofstetter & Fabian Mösch
Not Waving (UK/IT)
Hört mensch sich die letzten Veröffentlichungen des in Italien geborenen und in London lebenden Alessio Natalizia aka Not Waving an, so fällt schnell auf: Irgendwann zwischen 2019 und 2021 muss es einen Cut gegeben haben. Oder fand der Sinneswandel etwa schon 2017 statt, als Not Waving gegenüber dem kanadischen Magazin «Exclaim!» sagte «We live in such a fucked-up world, so it’s important to make some optimistic music once in a while»? Denn optimistisch klingt sein Sound erst nach 2021, davor hat er mit düsteren EBM-Tracks eher die fucked-up-Mood bespielt. Nichtsdestotrotz, we like both sides, sowohl seinen äusserst tanzbaren und elektrisierenden Synth-Punk-Industrial als auch seine Dream-Pop-Mutationen. Sogar seine jüngste Veröffentlichung, den modernistischen Runway-Sound für die «Fendi FW21-22 Men» Fashion Show.
– Valérie Hug
DJLaska (CH)
Techno ist ein alter Hase, aber diese Freitagnacht weiss, wie elektronische Tanzmusik für sonderbare Verrenkungen auf dem Dancefloor sorgen kann. Vom Dröhnen zum Dreschen: ENVSRL und sellyourmania aus Zürich und DJLaska aus Biel sind bekannt als Kennerinnen der vergleichsweise experimentellen Tanzmusik und für ihre düsteren und horizonterweiternden Techno-Sets. Let's streifen wir über alle Eisgeflechte und Metalloberflächen.
– Fabian Mösch
ENVSRL (CH/UK)
Techno ist ein alter Hase, aber diese Freitagnacht weiss, wie elektronische Tanzmusik für sonderbare Verrenkungen auf dem Dancefloor sorgen kann. Vom Dröhnen zum Dreschen: ENVSRL und sellyourmania aus Zürich und DJLaska aus Biel sind bekannt als Kennerinnen der vergleichsweise experimentellen Tanzmusik und für ihre düsteren und horizonterweiternden Techno-Sets. Let's streifen wir über alle Eisgeflechte und Metalloberflächen.
– Fabian Mösch
sellyourmania (CH)
Techno ist ein alter Hase, aber diese Freitagnacht weiss, wie elektronische Tanzmusik für sonderbare Verrenkungen auf dem Dancefloor sorgen kann. Vom Dröhnen zum Dreschen: ENVSRL und sellyourmania aus Zürich und DJLaska aus Biel sind bekannt als Kennerinnen der vergleichsweise experimentellen Tanzmusik und für ihre düsteren und horizonterweiternden Techno-Sets. Let's streifen wir über alle Eisgeflechte und Metalloberflächen.
– Fabian Mösch
Listening Sessions
Horch, horch. In der Villa Burghalde wird Zuhören ins Zentrum gerückt. Nicht wie bei einem Konzert, sondern ab Band – gemeinsam Musik lauschen, offene Ohren und gemeinsam die Intimität von Musik erfahren. Anuk Schmelcher tourt aktuell mit ihrer Debüt-EP «Can You Hear The River» («Hummus Records») durch die Plattenläden der Schweiz, öffnet intime Räume und erweitert ihre Listening Session im Rahmen des OOAM gemeinsam mit Freund*innen, um Musik noch tiefer in den Gehörgängen einzunisten.
– Fabian Mösch
Abendessen im Ohne
Abendessen im Ohne
Musik verbindet. Essen auch. Deswegen eröffnen wir die Tafelrunde und geniessen gemeinsam ein veganes Menü. Und nicht nur das: im Sinne der Nachhaltigkeit stammen alle Zutaten aus maximal 30km Entfernung und saisonal. Oh wir freuen uns, das Ergebnis dieser Challenge im Ohne zu kosten.
Da die Plätze beschränkt sind, gilt der Festivalpass leider nicht für das Abendessen.
Samstag, 18.2.
Bipolar Feminin (AT)
Die Sängerin und Texterin Leni Ulrich steht mit ihrer Band Bipolar Feminin voller Wut und Liebe auf der Bühne. Worte wie scharfe Messer zückend, Auge um Auge mit den Erfahrungen, die sie geprägt haben. An ihrer Seite: Jakob Brejcha an der Gitarre, Samuel Reisenbichler am Schlagzeug und Max Ulrich am Bass. Gemeinsam lassen sie eine Form von Rock, eine Form von Punk, direkt und nahbar, fast poppig, entstehen. Wollen wir gemeinsam mit ihnen der Wut und Liebe freien Lauf lassen?
– Céline Werdelis
Genn (MT/UK)
ĠENN sagen, sie hätten eine Selbsthilfegruppe sein können, beschlossen aber, stattdessen Musik zu machen. Ursprünglich aus Malta, zogen Leona (voc), Janelle (g) und Leanne (b) nach Brighton, wo sie ihre Band mit Drummerin Sofia als «Sisterhood of Psychedelic Textures» komplettierten. Von dort aus gedeihen die «Trans-National-Gender-Blenders» nun also im Chaos, sind getrieben und wollen vor allem eines: Spass haben. Trifft sich gut, wir nämlich auch.
– Céline Werdelis
Les Trucs (DE)
Eine ganz eigene Welt zwischen Maschine, Mensch und Musik, das ist, was das Frankfurter Duo Les Trucs geschaffen hat. Es zeigt auf ironische Art die Kapitulation der Menschen gegenüber der Musiktechnik. Oft werden Charlotte Simon und Toben Piel darum auch Zwei-Mensch-Ding-Orchester genannt – sind aber viel mehr als das. Der emotionale Trash-Faktor: hoch! Stillstehen? Keine Chance.
– Céline Werdelis
Zinn (AT)
Weirdo-Pop mit Schwermut-Einschlag. Schön & ein bisschen experimentell, silberglänzend wie das namensgebende Metall. ZINN bringen Köpfe zum Nicken und die Füsse zum Wippen. Bei Margarete Wagenhofer, Jasmin Strauss und Lilian Kaufmann lohnt es sich aktiv hinzuhören, damit ihre teilweise urwienerisch-morbide Musik mit den Themen Ungerechtigkeit, Repression und Ohnmacht, Melancholie, Frustration, Hoffnung und Einsamkeit, Widerstand vs. Weiterentwicklung verstanden werden. Bei ZINN kann dazugelernt werden!
– Eliane Hofstetter
Perrine 3000 (CH)
Tornadoartige Staubwirbel von einem Kilometer Durchmesser fegen über karge Wüstenlandschaft. In einen luftleeren Raum gezogen, auf einem fremden Planeten. Krater fressen sich in die bizarre Bodenstruktur. Die Eisvulkane speien Eiskugeln, vielleicht regnet es Diamanten. Niemensch ist sonnenfremd und doch bleibt es im Sommer rund 40 Jahre hell. Ein grosser roter Mond klebt über den Köpfen, eruptiert, bahnt sich schmale Wege im Horizont. Zärtlich drehen wir in Umlaufbahnen. Beats holen uns zurück in einen dunklen Keller in einer namenlose Stadt, oder in diesem Fall in das Gasthaus zum Raben in Baden – mensch ist an einem Konzert von Perrine 3000.
– Lorena Lou Messmer
Deliluh (CA)
Du öffnest deine Augen. In welchem Jahrhundert du gelandet bist, ist egal. Du weisst, es ist die Zukunft. Apokalypse. Sci-Fi-Horror. Den passenden Ambient-Sound liefern Deliluh. Vor der Pandemie noch ein Quartett, vor der Pandemie noch Post-Punk, vor der Pandemie noch in Toronto. Jetzt ein Duo, jetzt industrial noise gespickt mit Spoken-Word-Einschüben und eisigen Drones, jetzt irgendwo zwischen Berlin und Marseille. Utopie oder Dystopie? Glorreich oder bizarr? Auf ihrem neusten Album «Fault Lines» scheinen sich Julius Pedersen (Gitarre/Synths) und Kyle Knapp (Lead Vocals, Multi-Instrumentalist) sich auf einen himmlischen Höllenritt durch mal ruhige Ambientsphären und dann wieder unruhige und krachmachende Metalllandschaften geeinigt zu haben.
- Valérie Hug
Citron Citron (CH)
Intime Songs, virtuos und klickernd-klackend vertont.«Chagrin Bleu» («Bongo Joe Records»), das Debüt-Album des Genfer Geschwisterduos Citron Citron, ist eine der schönsten Neuerscheinungen der Schweizer Pop-Landschaft, ohne nur Pop zu sein. Die intimen Kompositionen von Zoé und Augustin Sjollema, driften durch einen Dunst aus Ambient und seligem Kammerpop, inspiriert vom Twin Peaks-Soundtrack mit unheimlichen Synthesizerlinien und schlurfenden Drumcomputer. Diesen Theremin sollte mensch sich besser in die Agenda schreiben.
– Fabian Mösch
Dennis Kiss (CH/DE)
Dennis Kiss' Musik ist beides. Die sanfte Abendsonne im Gesicht, die gedanklich davongleiten lässt, aber auch die kalte Brise, die an das Hiersein erinnert. Eine Poesie jugendlichen Strebens und urbaner Tristesse, Sturm und Drang der 2020er: Die Angst, den letzten Rave zu verpassen. In diesem Jahr hat Dennis aber seinen eigenen Fomo abgelegt und statt dass er hinter den Kulissen mithilft, spielt er mit seiner Band ein Konzert am OOAM. Welch Freude! In bester Deutschpop-Manier weiss er, wie ein schicker Hüftschwung zu klugen Lyrics passt.
– Fabian Mösch
Luna Oku (CH)
Nein, Vergleiche mag in der Musikszene niemensch. Umso dümmer, dass sie in Zeiten von Streaming-Übersichtslosigkeit und Co. schlicht vieles einfacher machen. Wenn über Luna Oku also gesagt wird: «Das Soloprojekt vom Basler Multiinstrumentalisten Alon Ben». Dann hilft diese Info der Vorstellungskraft kaum. Hilft addieren? «Das klingt wie Grizzly Bear, Beach House oder Radioheads ‹A Moon Shaped Pool›»: ok cool, jetzt wird’s spannend. Noch mehr? Gerne: Patrick Watson und das Basler Label «Radicalis» finden’s geil, letzteres hat Luna Oku drum gleich gesigned. Alright, das muss mensch hören, he? Ja unbedingt, denn hier noch ein letzter Vergleich, der fast am wichtigsten ist: Luna Oku ist der nächste Schweizer Musiker à la Mario Hänni (u.a. Mnevis, AUL, Trio Heinz Herbert), der wiederum das Album auch mitproduziert hat – und das allein ist eigentlich schon Grund genug, diesen Basler Wundermusiker mitsamt Wunderband hören zu müssen.
– Stoph Ruckli
Midnight Snack Collective (CH)
Im Spektrum von Disco, Funk, Afrobeat, Dancehall, elektronischen Klängen und vielem mehr ist das Midnight Snack Collective die grosse Schnittmenge. Ein Leuchthimmel im immer gleichbleibenden Ausgangsleben. Sorgfältig schaufelt das DJ Kollektiv mit AkuAku, Sandrita, Yeng & ®iginal ©py Musik aus allen Richtungen auf die Plattenteller, um zu tanzen und vertanzt zu werden.
– Fabian Mösch
Moritz Fasbender in der Villa Boveri
Sonntag, 19.2.
Moritz Fasbender (DE)
Mit dem ersten Klaviertasten-Anschlag zieht sie mich in den Bann. Direkt, fordernd und gleichzeitig berührend. Die Piano-Solokünstlerin Friederike Bernhardt aka Moritz Fasbender schafft es, Musik zu machen, die aufwühlt und gleichzeitig einfühlsam ist. Eine schönere Begleitung für kalte Wintertage, melancholisch und wärmend zugleich, kann ich mir kaum vorstellen.
– Céline Werdelis
Martina Berther (CH)
Martina Berther ist eine der vielseitigsten E-Bassistinnen und Komponistinnen der Schweizer Musikszene. Ihr Klangspektrum reicht von Pop bis hin zu experimenteller Musik. Durch Bandprojekte und Kooperationen mit unterschiedlichsten Musiker*innen wie Ester Poly, AUL, Sophie Hunger, Big Zis, Simone Lappert, um nur einige zu nennen, tourt sie regelmässig und konstant. Sie schreibt aber auch Musik für Filme, ist als Multiinstrumentalistin und Sessionmusikerin tätig und bis anhin auf mindestens 24 Tonträgern zu hören. 2020 wurde sie Preisträgerin des Schweizer Musikpreises. Soviel zu den Hardfacts: Ihre Solokonzerte sind ein geräuschvoller Improvisationstrip durch hypnotischen Outerspace, immer fest im Hier und Jetzt verankert, mit aufdringlicher Spannung und eindrücklicher Energie.
– Fabian Mösch
David Caspar (CH)
Auf Instagram nennt sich dieser Musiker piratenbraut477, via Basel-Hamburg-Achse bilden er und sein Trio so etwas wie eine Schweizer Generation-Z-Supergroup, und der Sound irgendwo zwischen M. Ward und Benjamin Clementine ist heiss. Derart heiss sogar, dass die grandiose «grundiynkommen agency» ihn sogleich als Newcomer unter Vertrag genommen hat: David Caspar! So eine lange Introduction mag ja jeglichen Regeln des guten Schreibens über Musik widersprechen, aber wenn David Kaspar Kindermann sich nicht um Regeln schert, tut’s dieser Text auch nicht. Und das ist gut so, denn der junge Multiinstrumentalist und seine Buddys Luna Oku (dr) sowie Giovanni Vicari (g) – die beide in so ca. jeder zweiten aktuell hippen Basler Band spielen, u.a. Malummi, Mastergrif, Iuri – hauen gerade deshalb so ordentlich auf den Putz. Da muss mensch auch im Netz nix gross finden wollen, weil das ist eben genau eine dieser Entdeckungen, worüber dann stolz berichtet werden kann in ein paar Jahren: «Ich habe David Caspar und seine Band am OOAM gesehen, da kannte sie noch fast niemensch».
– Stoph Ruckli
Rolf Blumig (DE)
Rolf Blumig lebt in Leipzig und liebt die Musik so sehr, wie er den Kapitalismus verachtet. Musikalisch bewegt sich Rolfie, wie ihn seine Fans und Freund*innen nennen dürfen, zwischen den Polen Rock und Pop, hie und da ergänzt durch ein bisschen Psychedelik und Garage-Feeling. Dabei schätzt der Künstler Fleetwood Mac sowie Zeckenrap und hält am zeitlosen Sound der millionenfach totgesagten elektrischen Gitarre fest – die braucht’s einfach bei Songs über den Job an der Strandbar oder den sozialpolitischen Mief in Brandenburg.
– Rahel Baer & Fabian Mösch
Cori Nora (CH)
Eine einstige Journalistin, die heute von der Musik lebt: Cori Nora alias Corinne Nora Huber hat bereits mit diesem Einstieg eine vitale Vita parat. Bekannt ist die multiinstrumentale Sängerin auch von Projekten wie Nojakîn oder DIVVAS (mit Dave Eleanor). Und nun also diese neue Band sowie deren Debüt «Flowers And Fences»: Entstanden ist die 2023 erscheinende Platte in London, Berlin, Basel, Obwalden, aber vor allem: in einer Skihütte umgeben von den Schweizer Alpen, 2000 Meter über Meer, Champéry, Les Dents du Midi. Wie dieses feine Indie-Jazz-Songwriting, bestehend aus Stimme, Synthies, Gitarren und Drums klingt, kann online als Ersteindruck erlebt werden: Die Live-Session zum Song «Bitter Bite» zeigt Cori Nora und ihre Stimmvielfalt im Stile einer Sinéad O’Connor in Bestform, begleitet von Christoph Huber und Nick Furrer (Black Sea Dahu). Yes, you gonna do it right!
– Stoph Ruckli
URGES (CH)
Verkopft? Kalkuliert? Aber sicher nicht mit URGES, denn die mögen’s frisch von der Leber weg. Das Quintett aus Baden und Zürich macht Musik, die aus dem Bauch kommt und ins Herz trifft. Rotzfrech und fadengerade schmettern uns URGES dreiminütige Punk-Rock-Songs entgegen. Ohne sich selber allzu ernst zu nehmen, zwinkern sie schelmisch zu. Ausserdem erinnert mich Sänger Pierfrancesco Monteleone nicht zuletzt bei seinen sympathischen Ansagen zwischen den Songs daran, dass Musik auch einfach Spass machen darf. Put on your dancing shoes!
– Fabienne Schmucki
Baby's Berserk
Von sich selbst sagen Baby’s Berserk, dass sie mit ihrer Musik das Gleichgewicht zwischen Live-Band und Clubsound suchen. Wer jetzt an verschrammelte Gitarrenmusik gepaart mit dröhnenden Bässen denkt, liegt komplett falsch. Baby’s Berserk aus Amsterdam/Toronto liefern den Sound, den mensch sich so sehnlichst herbeiwünscht, wenn der Rave eigentlich schon aufgehört hat. Noch einmal Tanzen, noch einmal Disco, mit viel Synthie, einer ordentlichen Ladung Pepp und einem Beat, dem zu widerstehen ein eigenes Unterfangen ist. Also gar nicht erst versuchen – besser sich vollends auf den futuristischen Disco-Post-Punk-Potpourri einlassen und in eine andere Welt schlingern.
– Valérie Hug