Sylvie Courvoisier Trio

Manche Pianisten nähern sich ihrem Instrument, als sei es eine Kathedrale. Sylvie Courvoisier behandelt es manchmal wie einen Spielplatz. Man nehme nur den Trompe-l’oreille-Moment, mit dem «Imprint Double» beginnt – als hörte man doppelt: eine Loop- und Reverb-Piano-Bassfigur, die bald von einem sich wiederholenden Akkord in synkopierter Opposition begleitet wird – nur dass sie alles in Echtzeit spielt, eine virtuose Demonstration von Timing und ener­gischem Pedalspiel. Ein klanglicher Kunstgriff, den manch anderer Pianist, der die Technik beherrscht, vielleicht noch eine Weile fort­führen würde. Aber direkt nach diesem Gambit bewegt sich Cour­voisier weiter, entwickelt einen lebhafteren Beat aus der Sequenz, spielt Verstecken, während ihre Partner sie auf Schritt und Tritt be­gleiten. In nur zwei Minuten spannt sie einen weiteren Bogen als manche Pianisten in einem ganzen Set, und in dieser Zeit hat sie den Improvisatoren einen ganz neuen Raum geöffnet, weit weg von ihrem Ausgangspunkt. Man fragt sich beinahe, wie sie von dort wieder hier­her gekommen sind.

«Circumbent» hat eine ähnliche Verspieltheit und Art, sich vor un­seren Ohren zu verwandeln, während das Gewicht des Kollektivklangs sich abwechselnd verringert und zunimmt. Es quillt hinaus in die Zeit wie die Lösung einer Aufgabe aus der Vektorgeometrie, die eine gan­ze Schultafel füllt.

Diese Trio-Musik der vielen Wechsel, die man vielleicht nicht erwar­tet, klingt wie das Gegenteil von dem, worum es beim Herbie-Nichols- Trio ging: Einheit der Wirkung, während die Melodie das Ganze durchzieht. Trotzdem gibt es da etwas Nichols-ähnliches bei diesem Trio Courvoisier–Gress–Wollesen: kollektives Musizieren als elegant leichtfüßiger Spaß; echte Trio-Musik (nicht Piano-plus-zwei), bei der Bass und Schlagzeug vollwertige Partner des Klaviers sind und die Dinge im Fluss halten. Am deutlichsten ist die Ähnlichkeit bei «Éclats for Ornette», das dem Meister gewidmet ist, der schon früh demonstriert hat, dass man gleichzeitig frei sein und «swingen» kann. Die gleiche Stimmung hört man auch auf «Fly Whisk», gewid­met der anderen klaren, hellwachen, freien und swingenden Schwei­zer Pianistin, die ihren Monk früh studiert hat, Irène Schweizer.

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vendredi 11 mai 2018

Le Singe – Bienne-Biel

  • Ouverture des portes:
    20:00
  • L'événement débute à:
    20:30
Organisé par: KartellCulturel
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Sylvie Courvoisier Trio