Marey

Es ist fast wie im Hochgebirge ohne Hütte: Dünne Luft, überwältigende Panoramen, Nebel in! den Tälern, schneidender Wind, unendliche Freiheit und trotz der Extreme ein Gefühl von Wohligkeit, als brenne da irgendwo eine Kerze. Angezündet haben diese Maryam Hammad und Aurèle Louis in Form ihres neuen Albums „Save Animals, Eat People“. Schon der Titel lässt unerforschtes Terrain erahnen und sich diese zehn apokalyptisch brillanten Songs am Stück anzuhören gleicht einer Expedition ohne sicheres Happy End, aber in der Gewissheit, Unerhörtes entdecken zu dürfen.

Greifen wir einfach mal zwei exemplarische Tagesziele auf der musikalischen Reise heraus. Tag 6. „Oslo“. Eine flirrende Gitarre wie von Marc Ribot, der ganze Song erinnert an Tom Waits. Maryam singt deutsch und so wundervoll geschliffen wie Lhasa De Sela oder Philip Poisel in seinen besten Momenten – nur, dass diese Momente bei Maryam den Normalfall darstellen. Und dann Tag 10., „Love“. Ein stoischer Beat rankt sich um phlegmatische Gitarrenarpeggios, die Stimme von Maryam mag sich weder zur Klage, noch zum Seufzen entscheiden, bis das Tempo hippiesk anzieht und eine Sitar um die Ecke biegt. Süßer Rauch scheint durch den Raum zu wabern und das Stück endet schneller als man es sich wünscht. Das ganze Album hört sich an, als hätten Maryam und Aurèle im Winter und ausschließlich nachts an diesen Perlen gearbeitet. „Das war wirklich so“, sagt Maryam, „die meisten Lieder sind im letzten Winter entstanden.“ Vielleicht auch deshalb lassen sie mit der sparsamen Instrumentierung viel Platz für die Fantasie des Hörers. Hier drängt sich die Frage auf, ob das zeitgemäss ist. „Ich glaube, es entspricht nicht den geläufigen Hörmustern“, sagt Maryam. „Ich habe den Eindruck, dass heutzutage die meisten erfolgreichen Titel alle sehr schnell auf den Punkt kommen und eine ähnliche Struktur befolgen. Für unsere Musik muss man sich hingegen Zeit nehmen und auch eintauchen wollen.“ Aurèle räuspert sich, „unsere Songs erfüllen auch nur selten die Kriterien des Radios, sie sind manchmal ziemlich leise und werden dann doch plötzlich laut. Aber wir haben uns bewusst überlegt, ob wir uns an Formate halten wollen oder lieber das spielen, was uns gefällt. Und die Entscheidung lässt sich jetzt nachhören.“

So wenig wie ihre Musik folgt auch die Arbeitsweise von Marey gängigen Formaten. „Ins Studio“, sagt Maryam, „tragen wir die Songs erst wenn wir wissen, was mit ihnen passieren soll. Sie entstehen sehr spontan, mit einer kleinen Soundidee, oder ich beginne einfach zu singen. Wir sind da sehr offen, weil man sonst gute Einfälle verpasst, wenn man sich an allzu feste Strukturen hält.“ Aurèle nickt, „es gibt keinen Song von uns, den irgendwer von A bis Z komponiert und geschrieben hat, es war immer eine Zusammenarbeit. Realisiert haben Marey ihr Album auch mithilfe des jüngst oft genutzten Crowdfundings, „für mich“, so Aurèle, „ein extrem schöner Weg, Musikproduktionen möglich zu machen. Zumal die Förderer ja auch etwas zurückbekommen, und die Geförderten machen sich schöne Gedanken darüber, was das sein kann.“ Schon für 100 Schweizer Franken erhalten Förderer eine Danksagung im Booklet, für 500 Franken bringen Marey einen selbstgebackenen Kuchen vorbei und wer 750 Franken spendet, hat lebenslang freien Eintritt bei ihren Konzerten. Nach dem Genuss des Albums erscheint letztere Option das größtmögliche Geschenk. „Die lohnendste Investition“ hätte ob dieser feinen Musik als Bemerkung echt nicht gepasst.!

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samedi 17 mars 2018

Le Singe – Bienne-Biel

  • Ouverture des portes:
    20:00
  • L'événement débute à:
    21:00
Organisé par: KartellCulturel
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