Echolot Festival 2023

Das Echolot Festival in Luzern geht in die dritte Runde. Vom 26. bis am 28. Oktober 2023 werden ein weiteres Mal das Kleintheater, der En Bas Concept Store, der Plattenladen Setpember Vin & Vinyl, die Zentral- und Hoschulbibliothek, der Neubad Klub und neue Locations wie das Bell-Areal, die Pauluskirche, die Schüür und Onkel Salamat von nationalen Lieblingsacts und internationalen Newcomern bespielt.

Donnerstag, 26. Oktober 2023
Martin Kohlstedt (DE), Mel D (CH)

Freitag, 27. Oktober 2023
Carlo Karacho (DE), Chewlie (+ Live Visuals Noel Oppliger, CH), Divorce (GB), Mnevis & Friends (CH), Nativ & Pablo Nouvelle (CH), Obliecht (CH), Sami Gallati (CH), Uzi Freyja (FR)

Samstag, 28. Oktober 2023
Ada Oda (BE), Abyss X (GR), Akira (CH), Carlton Osonga (CH), DAMLARTISTE (CH), Echo vom Eierstock (CH), ENL (CH), HAWA (US), Luce (CH), Meagre Martin (US, DE), Moictani (CH), nand (DE), Nie (CH), nocops (CH), Sunny War (US), Yalla Miku (CH), Yao Bobby & Simon Grab (CH, TG)

Club Concert Festival Indie Pop Urban

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Thursday 26 October 2023 - Saturday 28 October 2023

Organized by: Echolot Festival
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Echolot Festival 2023

Echolot Festival 2023 - Donnerstag

Diverse Locations

Martin Kohlstedt

Die Musik von Martin Kohlstedt ist auch in Filmen zu hören. Das ist keine abwegige Wahl. Denn der deutsche Komponist schneidert Lieder, die geradezu prädestiniert sind, um gewichtige Schlüsselszenen klanglich zu untermalen. Piano- und Fender-Rhodes-Klänge öffnen verworrene Weiten, in denen elektrische Rhythmen dezente Orientierungshilfe liefern.

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Mel D

Eine der komfortabelsten Errungenschaften der technischen Entwicklung ist, dass das eigene Schlafzimmer mittlerweile auch als Studio genutzt werden kann. Dieser Fortschritt spielt Mel D in die Karten. So kann sie ihre Musik dort aufnehmen, wo ihre Werke ausgezeichnet konsumiert werden können. Irgendwo zwischen weicher Matratze, wärmender Decke und stützendem Kopfkissen. Mel Ds Lieder wirken jedoch nicht einschläfernd, sondern verzaubern mit einer Behaglichkeit eines schönen Traums in komplettem Wachzustand.

Echolot Festival 2023 - Freitag

Diverse Locations

Uzi Freyja

Es ist ein unumstösslicher Fakt, dass am diesjährigen Echolot niemand auch nur annähernd so schnell sprechen kann wie Kelly Rose. Sie rattert ihre Texte im Eiltempo hinunter, tut das aber dennoch mit chirurgischer Genauigkeit und absoluter Nonchalance. Stuntman5 zimmert ihr dazu das perfekte Klanggehäuse, errichtet auf einem massiven Fundament aus elektronischen Tieftönen. Hier trifft der spätabendliche Kellerrave auf die düstere Trap-Party im verlassenen Hinterhof.

Mnevis & Friends

3’080’026: Diese Zahl beziffert nicht nur beinahe exakt die Einwohnerzahl von Wales, sondern deklariert auch, wie oft “The Kids In Town” von Mnevis auf Spotify abgespielt wurde. Ein bandinterner Spitzenwert, der den Arbeitsethos der Band umzukrempeln schien. Während ihr erster Longplayer erst nach über 10 Jahren Bandgeschichte fertiggestellt wurde, folgte der zweite keine zwei Jahre später. Durch diesen grosszügigen Veröffentlichungsrhythmus ist längst allgemein bekannt, dass das Quartett für innovatives Liedgut mit Melodien für Millionen steht. Wortwörtlich.

Nativ & Pablo Nouvelle

Bern ist letztendlich doch zu beschaulich, dass man sich nicht irgendwann über den Weg läuft. Dank dieses geografischen Umstands haben auch Rap-Koloss Nativ und Soundtüftler Pablo Nouvelle zueinander gefunden. Dieser Kollaboration sind bisher diverse urbane Sommersongs im Hit-Format bis zum Neo-Soul-Schleicher von samtiger Geschmeidigkeit entsprungen. Bis zum Echolot hat das Duo sein erstes Album fertiggestellt. Wir prophezeien: Vor der Bühne wird es eng.

Chewlie + Live Visuals Noel Oppliger

Die Musik der umtriebigen Luzernerin erinnert an einen Waldspaziergang. Ein solcher kann nämlich facettenreicher sein, als man denkt. Manchmal ist er eine willkommene Erholung von der Welt und manchmal fragt man sich im Dämmerlicht, was sich in den Tiefen des Dickichts verstecken mag. Der perfekte Soundtrack, um versteckte Lichtungen zu entdecken und im Wind flatternde Blätter zu beobachten.

Divorce

Aktuelle Zahlen belegen, dass in Grossbritannien eine durchschnittliche Ehe 11,9 Jahre dauert. Divorce, das durchaus charmante Vierergespann aus Nottingham, wird dabei kaum je ein Scheidungsgrund gewesen sein. Vielmehr fördert die Band durch universelle Eingängigkeit starkes Verlangen nach zwischenmenschlicher Bindung. Denn ihre Songs bieten ideales Mitsingmaterial für Gruppenanlässe wie Klassenfahrten, Roadtrips oder Ausflüge ins nächstgelegene Pub.

Obliecht

Dieses Trio verfügt über eine Geheimwaffe. Die Instrumentierung besteht nämlich nicht nur aus klassischen Komponenten wie Schlagzeug oder Gitarre, sondern enthält auch ein Appenzeller Hackbrett. Dadurch schleichen sich Klänge in das moderne Soundbild ein, die in jeglicher Art zeitgenössischer Musik eher fremd klingen. Doch genau das verleiht Obliecht eine bestechende Einzigartigkeit. Töne der Urschweiz werden mit schweizerdeutschen Texten angereichert und dennoch klingt die Band in keinster Weise nach kitschiger Volkstümlichkeit, sondern nach einer völlig neuen Eigenkreation alternativer Popmusik.

Carlo Karacho

Wenn es so etwas wie durchdachter Dilettantismus gibt, dann hat ihn Carlo Karacho perfektioniert. In den Drumcomputer werden bloss die einfachsten Befehle eingegeben und die Synthesizer knattern, als wären sie seit der Blütezeit des New Waves nicht ausgeschaltet worden. Karacho stellt unter Beweis, dass destruktives Verhalten ein schätzenswerter Spassgarant ist, wenn es mit einem gewissen Ironieverständnis an den Tag gelegt wird.

Sami Gallati

Was machen altgediente Rock 'n' Roller, wenn sie alleine sind? Die Antwort darauf fällt in Sami Galattis Fall eher überraschend aus. Als Alleinunterhalter liefert er Klänge, die sich weit von den Produktionen seiner Stammbands entfernt haben. Es wird weder mit einem unerhört hohen Ohrwurmfaktor von Luzerns ewiger Rock-Sensation Mother’s Pride hantiert, noch wird auf stampfende Rockabilly-Rhythmen gesetzt. Galatti bietet ein intimes Gitarrenabenteuer voller anmutiger Ernsthaftigkeit.

Echolot Festival 2023 - Samstag

Diverse Locations

HAWA

Die 11 Tracks auf ihrem Debütalbum hat man in 18 Minuten durchgehört. Diese Sprunghaftigkeit zieht sich durch HAWAs Biographie. Geboren in Berlin, aufgewachsen in Guinea, nun in Brooklyn wohnhaft. Mit 10 erhielt sie einen Platz in einem Förderprogramm der New Yorker Philharmoniker, mit 15 war sie von klassischer Musik gelangweilt. Grime und Trap ersetzten das Traditionsorchester. Ihre Mutter wünscht sich, sie würde einmal Lieder über Allah schreiben, sie rappt lieber über weibliche Innenschenkel.

Ada Oda

Die besten Dinge im Leben kommen immer unerwartet. So ist das auch bei Ada Oda. Denn italienischer Pop-Appeal gemischt mit der post-punkischer Kälte Belgiens der 80er-Jahre ist nicht unbedingt die gängigste Paarung der Musikgeschichte. Songs für alle, die zwar Strandurlaub an der Adria mögen, aber auch etwas destruktiv veranlagt sind.

Meagre Martin

Dass dieses Trio am Echolot Festival spielt, hat sehr indirekt auch mit Bernie Sanders zu tun. Der Linkspolitiker wurde 2016 nicht zum US-Präsident gewählt und Sarah Martin zog aus Enttäuschung darüber nach Berlin, um dort schliesslich eine Band zu gründen. Diese hat bislang bloss zwei Songs veröffentlicht und dennoch scheint sie unausweichliches Stadtgespräch zu sein. Gut möglich also, dass diese ungeschliffene Indie-Nachwuchshoffnung am Echolot noch in sehr intimem Rahmen erlebt werden kann, bevor sie sich den grösseren Bühnen widmet.

nand

Wahre Genussmenschen verfügen über die Fähigkeit, zu jeder Situation das passende Getränk zur Hand zu haben. Nand dürfte im lokalen Getränkehandel kein Fremder sein. Denn sein Liedgut handelt beispielsweise von Aperol Spritz im Italienurlaub oder gekühltem Sekt kurz vor Mitternacht. Es sind Songs voller mondäner Extravaganz, verpackt in sonnengereiftem Synth-Pop.

Sunny War

Ihre erste Punk-Band nannte sie Anus Kings, inzwischen hat Sunny War mit Anarchist Gospel ihr eigenes Musikgenre geschaffen. Erdiger Blues trifft auf Gossenpunkt und Kirchenlieder aus dem Süden der USA. Es werden die eigenen Abgründe, Isolationsgefühle und allerlei andere persönliche Missstände besungen. Aber auch der stetige Wille, alles zu ändern, der tief in einem schlummert. Sunny War lädt zum Gottesdienst der besonderen Art.

Abyss X

presented by Endless Bazaar

Was ist der ideale Ort, um ABYSS X Tracks zu hören? Eine schwierige Frage. Wohl am ehesten in einer ehemaligen Penthouse-Bar, die nun mit dem abgewetzten Interieur eines besetzten Hauses bestückt ist und einen weitgehenden Ausblick über eine dystopische Landschaft erlaubt. Die brachiale Kraft elektrischer Klangmaschinen vermischt sich mit einer Stimme, die über vier Oktaven reicht, zu einem Fiebertraum, aus dem man nicht erwachen will.

Yao Bobby & Simon Grab

Die Welt gerät aus den Fugen und Yao Bobby & Simon Grab helfen dabei kräftig mit. Der eine ist togolesischer Rapper und Politaktivist, der andere ist ein Schweizer Klangschmied und entlockt wirr verkabelten Gerätschaften Geräusche, mit denen Löcher in Asphaltstrassen gehauen werden könnten. Diese Mischung verspricht hohe Schlagkraft und ein Höchstmass an Intensität.

Akira

presented by Endless Bazaar

Akira gehört dem Zürcher Kollektiv Babylon Music an, dem seit Jahren vorausgesagt wird, es werde bald das nächste ganz grosse Ding in der Schweizer Urban-Szene. Zwar hat man sich im Internet bereits eine Millionenschaft an Hörer:innen erarbeitet, auf dem lokalen Markt wollte der endgültige Durchbruch aber noch nicht klappen. Deshalb tut man gut daran, Akira noch zu erwischen, bevor sein Marktwert in Chartbreaker-Höhe steigen wird.

Yalla Miku

Dieser Text wäre ohne weiteres bloss mit Genrebezeichnungen zu füllen, die von Yalla Miku abgedeckt werden. Hier treffen Harmonien aus Eritrea auf marokkanische Perkusionskünste oder auch auf westdeutschen Krautrock oder globale Trance-Einschübe. Die Genfer Gruppe ist mit dem Ziel angetreten, um die musikalische Diversität ihrer Stadt zu präsentieren, ohne dabei nach einer klischierten Kompromisslösung zu klingen. Tatsächlich wird hier der Brei nicht durch zu viele Zutaten verdorben, sondern zu einem reichhaltigen Buffet mit einigen Überraschungen umfunktioniert.

Luce

Die grosse Pause war zu Schulzeiten eine lang ersehnte Flucht vor den Schrecken des Alltags. Luce bringt dieses Gefühl zurück und schafft mit ihrer Musik eine Insel fernab der Unbequemlichkeiten des Lebens. Doch trotz aller Entschleunigung haben auch ihre Songs ein Ende und was bleibt, sind warme Erinnerungen an das soeben Erlebte. Klänge, die schöner klingen als jede Pausenglocke.

Carlton Osonga

“Dress to impress” lautet ein altes Sprichwort aus der Modewelt. Carlton Osonga hat dieses verinnerlicht und bricht mit seinem performativen Auftreten mit den gesellschaftlichen Kleidungsnormen bestimmter Geschlechter. Er tut dies mit einem Selbstvertrauen, als hätte er in seinem Leben noch nie etwas falsch gemacht. Der Luzerner Newcomer war22 für den Kick-Ass-Award von Radio 3FACH nominiert, hat inzwischen einige Tausend Plays auf Spotify gesammelt und zeigt nun sein Können vor Publikum.

ENL

Viele Bands, die sich einer kulturellen Anspruchshaltung verpflichtet sehen, brauchen oft mehrere A4-Seiten, um die Bedeutung ihres Schaffens zu umschreiben. ENL schafft das in einem Satz: “Wir sind eine sehr gute Musikgruppe und machen Musik”, heisst es auf der Website des Duos. Die Richtigkeit dieser Aussage kann bestätigt werden. Die Band schafft eine zeitgenössische Anschlusslösung an die lyrischen Ergüsse berndeutscher Barden. Mit liebevoller Ironie wird die Verzweiflung über endende Clubnächte besungen oder mit cis-männischen Angewohnheiten abgerechnet.

DAMLARTISTE

Die schmerzliche Melancholie einer Winterlandschaft bei Dämmerlicht wird in grossstädtisches Klanggebilde entführt und zu einem zarten Wesen voller unerwiderter Liebe aufgezogen. DAMLARTISTE vollführt das seltene Kunststück tränenfördernde Songs zu schaffen, ohne dabei dem emotionalen Kitsch zu verfallen. Es ist Musik, um die Einsamkeit im Herzen zu stillen und heilende Gefühlsanalyse zu betreiben.

Nie

Limitierte Mittel machen erfinderisch. Weil das im Luzerner Sedel beheimatete Zweiergespann Nie über eher beschränkte personelle Kapazitäten verfügt, hat Rahel Steiner kurzerhand einen Hybrid aus Gitarre und Bass konzipiert, um der Kapelle ein maximales Frequenzspektrum verschaffen zu können. Davix unterlegt dies mit verschlungenen Schlagzeugrhythmen, bei denen einem es schon vom Mitwippen schwindlig wird. Als wäre das nicht schon Experiment genug: Ihr Erstlingswerk erschien in Form eines Kunstmagazins.

Moictani

Es gibt jene Akkorde, die klingen, als würden sie aus einem sonderbaren Traum nachhallen, aus dem man gerade erwacht ist. Moictani kennt sie alle. Viel mehr braucht sie auch nicht zu wissen. Denn die Westschweizerin schreibt Lieder, deren Zauber in rigorosem Minimalismus gründet. Es sind psychedelische Pop-Songs, die einem mit süsser Repetition umgarnen, bis man hoffnungslos in ihnen versunken ist.

nocops

Die durchschnittliche Spielzeit aller bisher bekannten Nocops-Songs beträgt 2 Minuten und 14 Sekunden. Dabei geht es aber nicht darum, Spotify-Algorithmen zu füttern, sondern um die Liedlänge am Schrammelpunk anzupassen, der die Luzerner Band zelebriert. Textlich wird die gesamte Palette der grossen Gefühle abgearbeitet - vom Pech beim Hunderennen bis zum gepflegten Reinzimmern von diversen Bieren.

Echo vom Eierstock

Nur schon seine Gründung sorgte für Schlagzeilen, die weit über die Landesgrenzen reichten. Schliesslich ist das Echo vom Eierstock der erste feministische Jodelchor der Welt. Urschweizerische Gesangskunst wird ihrer patriarchalischen Wurzeln entrissen und fernab veralteter Rollenbilder neu interpretiert. Die Weltpremiere feierte der Chor an der Stanser Musiktage. Nun gibt es ihn erstmals auch in der Stadt zu sehen.